Wie aus einem Durchfall der Deko-Unfall wird

Wichtig bei allen Kreisläufen unseres Körpers ist, daß die Bilanz stimmt. Das kann man auch "richtig haushalten" nennen. Prinzipiell sind wir bestrebt, vernünftig und sparend zu haushalten. Doch mit dem Sparen ista das so eine Sache. Unser Körper, das Faß ohne Boden, braucht die permanente Zufuhr aller möglichen Nährstoffe.
Doch wer schon mal eine Pizza ohne Vino oder einen Hamburger ohne Cola genossen hat, weiß, daß Nährstoffe allein nicht reichen. Flüssigkeit ist wichtig. Besonders beim Tauchen, aber dazu später.

Wasser ist der Grundbaustein unseres Körpers, denn wir bestehen zu einem großen Teil aus dem flüssigen Zeug. Wasser ist die Grundsubstanz des Blutes. Und das Blut befördert nicht nur Sauerstoff per Hämoglobin-Huckepack. Es transportiert auch Hormone. Diese Botenstoffe des Körpers werden in eigens dafür konstruierten Drüsen erzeugt. Sie übersenden die Befehle, die großflächige Körperregionen betreffen.
Das Blut sorgt auch dafür, daß die Nährstoffe, etwa im Darm freigesetzt, ihren Weg zu den einzelnen Körperbeeichen finden, die sie benötigen. Das Blut ist also der Packesel des Stoffwechsels.

Das klappt auch alles prima, wenn nicht Komplikationen auftreten. Taucher reisen gern in ferne Länder Dort lauern Bakterien nur darauf, den Darm zu überfallen und ihm ordentlich zuzusetzen. Was folgt, nennt sich auch "Montezumas Rache", und es hat vor allem mit Verlust von Körpersubstanz zu tun. Vor allem mit Wasserverlust.

Unmerklicher dagegen der Verlust von Wasser durch den Schweiß, etwa beim ganztägigen Ausflug auf dem Tauchboot. Ein trockener Mund macht sich bemerkbar, wenn wir zuviel Wasser beim Anfeuchten der trockenen trockenen Pressluft verbrauchen.
In unseren Lungen befindet sich immer ein feiner Wassernebel, der genau diese Aufgabe hat: das Anfeuchten der trockenen Atemluft. Das kann unter Wasser leicht bis zu einem halben Liter Feutigkeit ausmachen. Wer jetzt nicht nachlegt, der kann in einen Mangelzustand geraten, der sich "Dehydration" nennt.

Na und, mag sicher der Tropentaucher fragen. Was soll's, das Bierchen nach dem Tauchgang wird schon für Ausgleich sorgen. Da ist unser Taucher aber auf dem Holzweg. Denn eine Dehydration sorgt dafür, daß das Blutplasma, die Basis des Blutes, eindickt. Für Taucher ganz schlecht, denn damit sinkt die Fähigkeit des Blutes, Gas zu transportieren. Die Festteile sind einfach enger zusammengepackt, die innere Reibung des Blutes, die Viskosität (genau wie beim Motoröl) nimmt zu. Das Blut fließt langsamer, und damit wird der Stickstoff, der Miesepeter der Dekokrankheit, nicht schnell genug aus den Zellen in die Außenwelt abtransportiert.

Na ja, und den Rest kennen wir. Die Durchblutung der kleinsten Gefäße verschlechtert sich, der Stickstoff kann ausperlen, und damit droht die Gefahr, daß die Gefäße durch die Blasen verstopfen. Ein erstklassiger Deko-Unfall. Und das alles nur, weil unser Taucher seinen Flüssigkeitshaushalt auf die leichte Schulter genommen hat. Das sollte doch einem echten Wasserliebhaber nicht passieren!


Hitzschlag

Der Flüssigkeitsmangel macht uns per Deko-Unfall nahezu unmerklich zu schaffen, wir merken ihn zu spät. Ein Sonnenstich dagegen ist schon bemerkbar, lange bevor er uns außer Gefecht setzt, der Hitzschlag kommt plötzlich. Was bewirkt den Temperaturanstieg? Klar, meist die Sonne. Normalerweise kühlen wir per Wärmeabstrahlung, über das Schwitzen oder die Wärmeableitung ab. Tja, all das versuchen wir aber genau mit dem Neopren zu verhindern. Bleiben wir mit der Wärmepelle zu lange in der Sonne, kehrt sich ihre Funktion ins Gegenteil um, sie wird zur Falle. Wärmestauungen, Hitzeerschöpfungen, Hitzekrämpe und der Hitzschlag sind die Folge.
Zuerst läuft das Gesicht hochrot an. Dann verblaßt die Hautfarbe, wird grau. Ein Kreislaufzusammenbruch droht, denn die ideale Temperatur für den Energieumsatz wird überschritten, in Ausnahmefällen bis zu 45 Grad. Bewußtseinsstörungen, Dämmerzustand, Krampf und schließlich der Tod sind maximale Folgen. Also Vorsicht!

Eine punktuelle Überhitzung ist der Sonnenstich. Brät unser Kopf in der Tropenhitze, kann die gleißende Sonne mit ihrer direkten Einwirkung zu einer thermischen Überbelastung der Hirnhaut führen. Eine Hirnhautentzündung ist die gefährliche Folge. Kopfschmerz, Übelkeit und Schwindel sind harmlose Anzeichen. Bei Verdacht sollte der Arzt aufgesucht werden.

Also: Der sengenden Hitze geht man am besten aus dem Wege, gefährdete Körperpartien schützt man am durch Abdeckung. Hat's einen doch erwischt, dann für Abkühlung sorgen durch Schatten, Entblößen des Körpers, feuchte Umschläge, Abreiben der Haut zur Durchblutungsanregung.

Kälteschock

Der Kälteschock ist ein echter Killer. Er bedroht vor allem das Leben von Schiffbrüchigen. So waren bei der Tragödie des Untergangs der Estonia mehr als die Hälfte aller Menschen, die in die eiskalte Ostsee sprangen, nach Einschätzung von Experten schon beim Eintauchen ins Wasser tot.
Wir Taucher schuetzen uns durch unsere Anzuege vor der spontanen Auskühlung. Trotzdem verlieren wir im Wasser, das extrem leitfähig ist, große Mengen an Wärme. Der Körper reagiert, indem er den Stoffwechsel hochfaehrt, die Verbrennung in den Zellen beschleunigt. Schon bei 20 Grad warmen Wasser verlieren wir viermal mehr Waerme als im Trockenen. Wir beginnen zu zittern. Die Muskeln verrichten die Arbeit, die zu Wärme führt. Das dient dazu, die Temperatur im Körperkern konstant zu halten, denn hier liegen die lebenswichtigen Organe.
Trotz aller Anstrengungen: Nach kurzer Zeit in kaltem Wasser sinkt auch die Kerntemperatur. Immerhin erhöht die Arbeit auch die Durchblutung, die Wärmeabfuhr steigt. Die Unterkühlung eines Tauchers läßt sich in drei Phasen gliedern.
Zu Anfang klappern wir mit den Zähnen um die Wette - das Kältezittern. Puls und Blutdruck sind erhöht, Füße, Knie und Genitalien schmerzen. Die Kerntemperatur sinkt in diesem Stadium bis auf 27 Grad. Ignoriert der Taucher diese Signale, hört das Muskelzittern auf, es setzt eine Starre ein. Das Atmen fällt schwer, die Schmerzen lassen nach, der Puls sinkt dramatisch. Jetzt wird es kritisch, die dritte Phase setzt ein. Erschöpfung und Apathie, Starre des Gesichts, Hirnschwellung. Meist reicht schon eine Reduzierung der Kerntemperatur um 10 Grad, um ernste Kälteschäden hervorzurufen oder zum Tode zu führen. Die kälteste und gemessene (und überlebte) Temperatur ist 18 Grad. Ein wirklich eisiges Vergnügen.

Klar ist, daß Taucher, die unter eiskalten Bedingungen ihrem Vergnügen frönen, fit sein müssen. Kaelte setzt die geistigen und koerperlichen Faehigkeiten herab. Zerstreutheit, Angst und eine Engegefuehl können auftreten. Wie auch bei der Dehydration erhöht sich die Gefahr eines Deko-Unfalles, denn die Durchblutung der äußeren Körperpartien wird ja herabgesetzt. Also Flossen weg von Tieftauchgängen.