Viele Taucher könnten noch am Leben sein,wenn sie in Notsituationen logisch, bewußt und ruhig gehandelt
hätten. Haben sie aber nicht. Sondern Panik bekommen. Ist denn gegen diese mysteriöse Erscheinung kein
Kraut gewachsen? Doch: In den meisten Fällen ist die Panik noch zu unterdrücken, beziehungsweise in den
Griff zu bekommen. Man muß nur wissen, wie.
Was ist Panik überhaupt? Der Begriff "Panik" ist kein bestimmter Zeitpunkt, sondern eher der Abschluß
einer Entwicklung - leider manchmal der letzte vor dem Tod. Um also der Panik und ihrer Vermeidung auf
die Spur zu kommen, müssen wir ganz an den Beginn der Entwicklung: zum Unwohlsein und zum Streß.
Beginn
Ein Taucher fühlt sich unwohl oder gestreßt. Dies ist die kleinste Form des Beginns einer Kettenreaktion
und am leichtesten zu beheben. Sitzt das Ausrüstungsstück nicht richtig, wird es korrekt befestigt. Wird
einem bewußt, daß dieser Tauchgang die eigenen Fähigkeiten übersteigt, beginnt man ihn gar nicht erst,
sondern bricht ihn ab. In jedem Falle muß man etwas tun, um wieder zur einer Normalisierung der Situation
zu kommen, sonst könnte es zu einer Verschlechterung kommen. In den meisten Fällen hat man dazu ausreichend
Zeit.
Entwicklung
Ein Beispiel: Eigentlich verläuft der Tauchgang ganz normal. Doch im Unterbewußtsein schleicht sich etwas
ein, wird stärker und stärker. Jetzt ist die Veränderung zu identifizieren: Das Wasser ist relativ flach,
doch die Schiffsschraube kommt immer näher. Es wird Zeit zu handeln, denn man bekommt Angst. Und, ganz
wichtig, es baut sich Streß auf. Angst oder Streß können stärker oder schwächer sein, aber sie sind noch
unter Kontrolle zu bekommen. Im ersten Stadium zeigen sich schon körperliche Reaktionen: Herzklopfen,
schneller Puls, Zittern, Adrenalinausstoß. Diese Effekte werden durch Impulse des Gehirns ausgelöst; man
ist von der Situation gestreßt und sollte sich eine Lösung des Problems überlegen. Denn nur so können die
Symptome wieder unter Kontrolle gebracht werden: durch eine vernünftige, schnelle und zielgerechte
Handlung.
Panik
Sind die Probleme zu groß, kommt die Ursache zu plötzlich, oder hat man alle Warnzeichen übersehen, folgt
die Panik. Das ist eine ernste Situation.
Panik ist "eine plötzlich ausgelöste Bewußtseinseinschränkung mit z.T. völlig sinnlosen primitiven Abwehr-
und Fluchtreaktionen sowie Erregungs- und Hemmungszuständen. Diese werden durch ein Gefühl der Hilflosigkeit
verstärkt. Da die daraus resultierenden Handlungen dem gewünschten Zweck entgegen stehen, werden sie zur
eigentlichen Ursache von an sich abwendbaren Katastrophen".
Panik ist die häufigste Ursache für ernste Tauchunfälle. Ein Taucher in Panik kann dabei nicht nur sich
selbst verletzen, sondern auch den Helfer. Deshalb ist die Panik als das zu betrachten, was sie wirklich
ist: der ärgste Feind des tauchenden Menschen.
Erkennen
Ein Taucher in aktiver Panik handelt nicht vernünftig. Kein Tauchpartner kann von ihm auch nur ansatzweise
eine Bewältigung der Situation oder Hilfe beim Beheben des Problems erwarten - dafür ist es zu spät. In
den meisten Fällen wird der Taucher versuchen, an die Oberfläche zu kommen. Egal wie. Ob dabei eine Dekostufe
übersprungen, der Partner an der Dekoleine mitgerissen wird oder ein Lungenriß droht - der Taucher wird sich
darüber keine Gedanken machen, weil er nicht logisch denken kann.
Es gibt zwar noch eine zweite Form der Panik, die wesentlich schwerer zu erkennen ist: passive Panik. Dabei
schlägt der Taucher nicht etwa herum und versucht zur Oberfläche zu gelangen, nein, er verfällt in einen
tranceähnlichen Zustand. Diese Taucher sind sich ihrer Umgebung nicht bewußt und unfähig, sich zu helfen.
Es ist absolut lebenswichtig, diesen Taucher zur Oberfläche zu bringen.
Was aber läßt Inertgase narkotisch, also betäubend wirken? Inertgase lassen sich in fetthaltigen
Tip: Sollten sie einmal einen Tiefenrausch erleben, schließen sie die Augen, Ihre Wahrnehmung ist von Null auf annähernd hundert Prozent wieder hergestellt.
Gegenmittel
Oft gehört, immer noch richtig: Vorbeugung ist die beste Hilfe. Man sollte vorbereitet sein, und zwar
zweifach. Erstens gehört zur eigenen Vorbereitung auf jeden Tauchgang, daß man sowohl die eigenen
Fähigkeiten und die des Tauchpartners richtig einschätzt sowie die Ausrüstungin Ordnung ist. Dieses
schafft ein Selbstbewußtsein - und man ist so selbst besser gegen Panik gefeit.
Der zweite Teil ist ebensowichtig: Man sollte vorbereitet sein, anderen zu helften. Fast bei jedem
Tauchgang können Situationen eintreten, die weniger gut ausgebildete Taucher unter Streß setzen können.
"Einplanen des Unerwarteten" nennen das die Amerikaner. Dazu gehört, daß man selbst die Grundlagen kennt:
Wo ist das nächste Telefon, wie könnte ich helfen? Sind diese Fragen beantwortet, fällt Hilfe leichter.
Und sie ist viel effektiver. Denn es ist niemandem geholfen, wenn statt einem Taucher in Not plötzlich
zweien geholfen werden muß. Nur wer vorbereitet ist, kann ruhig mit einer Situation umgehen.