Ist von gefährlichen Meerestieren die Rede, spüren die meisten Menschen die Zähne des Weißen Hais schon am Oberschenkel. Doch die Gesellen mit den scharfen Zähnen sind zwar spektakulär, doch mittlerweile recht selten. Und so schnell beißen selbst Weiße Haie nicht, von den "normalen" gar nicht zu reden. Wesentlich häufiger sind da schon Begegnungen mit Tierchen, die deutlich kleiner sind, aber nicht weniger gefährlich. Ob Koralle, Blumentierchen, Qualle oder Schnecke - die Folgen allzu innigen Kontakts reichen von harmlosem Nesseln bis zu tödlichen Vergiftungen.
Rotfeuerfisch, Drachenkopf, Steinfisch
Von prachtvoll bis nahezu unsichtbar, optisch trennen Rotfeuer- und Steinfisch Welten. Gemeinsam sind
beiden die gemeinen Giftstacheln, die die Tierchen in Rücken-, After- und Bauchflossen mit sich
herumschleppen. Hier sitzen auch die Abschlußapparaturen, die die Giftdrüsen entleeren, haben sie sich
erst einmal durch die Haut des armen Tauchers gebohrt. Speziell der Stich durch den Steinfisch kann
dabei lebensbedrohend sein!
Behandlung
1.
Die Wunde in heißes Wasser, je heißer, desto besser. Die Hitze zerstört die Eiweiße, aus denen das Gift
sich zusammensetzt. Beim Rotfeuerfisch lindert das heiße Wasser zudem die Schmerzen, leider nicht beim
Rotfeuerfisch
2.
Bei Schwäche, Erbrechen, Kurzatmigkeit oder Bewußtlosigkeit sofort zum Arzt, da helfen keine Hausmittel!
3.
Die Wunde sollte versorgt werden durch Desinfektion und täglichen Verbandswechsel. Stiche von Drachenkopf
oder Steinfisch müssen ärztlich behandelt werden, die Folgen können Monate andauern.
Seeigel
Seeigelstacheln sind ein beliebtes Souvenir sämtlicher Taucher, die ihre Flossen in warmen Gewässern
baden. Ein herzhafter Tritt in einen Stachelhäuter kann durchaus den Abbruch des Urlaubs bedeuten, doch
auch per Knie oder Arm lassen sich beim Tauchen vorzüglich ganze Stachelsammlungen in die Haut aufnehmen.
Egal ob Mittelmeer oder Pazifik, egal welche Art, die Stiche sind schmerzhaft. Sollen sie auch, schließlich
ist das die Verteidigung des ansonsten harmlosen Seeigels. Zieht man sich zuviele der schwarzen Stacheln zu,
drohen sogar Atembeschwerden und Kreislaufkollaps.
Behandlung
1.
Die Wunde in heißes Wasser tauchen. Je heißer, desto besser, mehr als 45 Grad hält man allerdings kaum
aus. Das lindert die Stichschmerzen. Notfalls auch Schmerzmittel verabreichen.
2.
Vorsichtig die sichtbaren Stacheln entfernen. Aber nicht in der Haut herumbohren, dadurch werden die
Stacheln noch weiter zerbrechen
3.
Onkel Doktor sollte aufgesucht werden, wenn sich Stacheln in Hand, Fuß oder Gelenknähe befinden. Die
Quälgeister müssen dann eventuell chirurgisch entfernt werden, damit drohende Infektionen nicht zu
einer Schädigung wichtiger Nervenbahnen oder Blutgefäßen führen.
4.
Bei einer Infektion muß der Arzt Antibiotika einsetzten.
Bisse von Meerestieren
Sie sind nicht giftig, aber sie putzen sich nie die Zähne, daher drohen bei Bißwunden Infektionen. Und die
sind giftig!
Ob Muräne, Barakuda oder Hai, große Raubfische lassen sich das herzhafte Zubeißen nicht verbieten. Selbst
Schildkröten und Schlangen schnappen manchmal zu. Und wenn das Opfer mal ein Taucher sein sollte, dann
macht das dem Tierchen nix. Dem Taucher aber eine ganze Menge. Vermeiden kann man solche tiefdringenden
Erfahrungen durch vorsichtige Distanz im Umgang mit beißkräftigen Meeresbewohnern. Passiert's doch mal,
gilt vor allem: Raus aus dem Wasser!
Behandlung
1.
Blutung stoppen.
2.
Wunde reinigen und desinfizieren, Körperteil ruhigstellen.
3.
Ab zum Arzt, denn die Zahnbürste ist bei Raubfischen unbekannt, es drohen Infektionen!
Korallen
Die Chance, sich eine Verletzung durch Meeresgetier zuzuziehen, nehmen die meisten Taucher in Anspruch,
wenn sie sich einer Koralle zu intensiv nähern. Die Oberfläche der lebenden Riffe ist von einer weichen
Schicht von Polypen überzogen, die sich leicht von der darunter liegenden harten Kalkschicht ablöst.
Kommt also Tauchers dünnes Fell den Korallen zu nahe, schneidet er sich nicht nur am Kalk selbiges auf,
sondern erhält noch eine ganze Portion fremdes Eiweiß gratis dazu. Das sorgt nicht nur für brennenden
Schmerz, sondern auch für eine langsame Wundheilung. Wird die Wunde nicht sorgfältig gereinigt, drohen
Entzündungen oder Infektionen vom Allerfeinsten. Die Folgen sind oft erst nach Monaten überwunden.
Behandlung
1.
Wunde mit Wasser und Seife abbürsten, dann mit Wasser abspülen.
2.
Wunde mit verdünntem Wasserstoffperoxid spülen, danach mit Wasser abspülen.
3.
Bacitracin, Mupirocin oder ähnliches dünn auftragen, danach die Wunde mit nichthaftendem Verband
bedecken und zweimal täglich den Verband erneuern.
4.
Treten Anzeichen von Infektion (starke Rötung der Wunde, Eiter, geschwollene Lymphknoten) auf,
ab zum Arzt!
Quallen
Quallen sind eklig und brennen, das weiß jeder. Daß aber Quallen zu den größten Lebewesen der Erde
gehören (Hochseearten wie die Portugiesische Galeere werden mit Tentakeln über 20 Meter lang!) und
einige der wirksamsten Gifte aller Tierarten produzieren (Seewespe), das ist weniger bekannt. Die
Folgen einer Vernesselung reichen von leichtem Brennen bis zu unerträglichen Schmerzen und schwerwiegender
Blasenbildung. Abgerissene Tentakelstückchen können ihre Giftigkeit über Monate behalten. Quallen
setzen Nesselzellen ein, um sich zu verteidigen oder um Beute zu fangen. Die Apparaturen sind
hochkompliziert.
Behandlung
1.
Vorsicht, allergische Reaktion! Nesselgifte können in Extremfällen in Minuten zum Tod durch
Atemstillstand, Herzrythmusstörungen und starkem Blutdruckabfall führen. Daher Schockbehandlung
durchführen.
2.
Opfer ruhigstellen. Essig oder Backpulver großzügig auf der Haut verteilen, keinesfalls mit Süßwasser
spülen (kann die Nesselkapseln durch chemischen Reiz erst auslösen). 30 Minuten einwirken lassen,
bis der Schmerz abklingt. Bis Essig vorhanden ist, mit Meerwasser spülen.
3.
Seifenschaum auftragen und betroffene Hautpartie rasieren.
4.
Wieder Essig oder Backpulver auftragen, 15 Minuten einwirken lassen.
5.
Zweimal täglich Hydrocortison-Lotion auftragen.
6.
Bei Vernesselung großer Hautbereiche, dem Gesicht oder den Genitalien einen Arzt aufsuchen, ebenso
bei Symptomen wie Übelkeit, Schwäche, Kurzatmigkeit oder Brustschmerzen.
7.
Vorsicht, wenn Tentakelteilchen in den Mund gelangt sind! Mund ausspülen, Atemwege freihalten und
ab ins Krankenhaus.
Nesselkaspeln sind äußerst komplexe Gebilde. In der kleinen giftgefüllten Kapsel liegt ein aufgerollter Schlauch, der nahe unter dem Deckel in einen Haarkranz mündet. Bei Berührung des Sinneshaares auf dem Deckel springt die Kapsel auf, der darinliegende Schlauch wird unter großem Druck herausgeschleudert. Die Beschleunigung beträgt dabei 400 000 m/s2 und ist die schnellste Bewegung im ganzen Tierreich! Der Hakenkranz durchschlägt die Haut der Beute, der nachfolgende Schlauch stülpt sich nach außen und entleert das Gift in die Wunde.