Genuss- und Rauschmittel

Wer auf einem Tauchschiff mal so richtig Panik machen will, braucht nur den Kopf aus der Kombüse zu strecken und verkünden, daß das Bier alle sei. Der Gerstensaft wird in Taucherkreisen oft mit Begriffen wie "Deko-Bier" verniedlicht. Ein Bier nach dem Tauchen wird allgemein für unkritisch gehalten, ein Bier vor dem Tauchen aber gilt allgemein als fahrlässig. Doch der Alkohol ist nicht das einzige Laster mancher Taucher

So hätten die meisten Taucher zwar noch gewußt, daß man nach fünf Schnäpsen nicht mehr Tauchen geht, aber daß auch die eine Tasse Kaffee zum Frühstück böse Wirkungen haben kann, wissen nur wenige.
Kaffee und Tee enthalten große Mengen Koffein, Coca Cola übrigens nur geringe Mengen. Dieses Mittel wirkt anregend auf das zentrale Nervensystem, was manchen Zecher überhaupt ers zum morgendlichen Tauchgang befähigt. Leider hat Koffein jedoch Nebenwirkungen: Weitstellung der Blutgefäße sowie die Anregung der Urinproduktion. Und das ist für Taucher wichtig. Durch die Weitung der Blutgefäße kühlt er schneller aus, und im Zusammenhang mit der stärkeren Urinproduktion durch das Tauchen selbst, kommt es zu einem Flüssigkeitsmangel. Und dieser führt zum höheren Risiko einer Dekokrankheit.

Auf den Schreck erst mal eine rauchen? Auch nicht die beste Idee: Tabakrauch enthält viele gesundheitsschädliche Substanzen. Neben den langfristigen Wirkungen sorgt die Zigarette vor dem Tauchen für eine chronische Reizung der Atemwege und eine Engstellung der Bronchien. Zusätzlich regt das Nikotin die Schleimproduktion an. Dadurch steigt die Gefahr des "Airtrapping": Die Luft wird in einzelnen Bereichen der Lunge am Entweichen gehindert - eine Lungenüberdehnung oder ein Lungenriß können die Folge sein.
Aber das ist noch nicht alles: Mit dem ersten Zug einer Zigarette ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Das Verschlechtert die Durchblutung des Gewebes und verändert die normale Stickstoffaufnahme und -abgabe, und damit steigt wieder das Risiko eines Deko-Unfalls. Ein großer Teil des Zigarettenrauchs besteht aus Kohlenmonoxid, das sich zu einem Teil an den roten Blutkörperchen andockt. Damit vollkommen ausgelastet, transportieren weniger der roten Blutkörperchen Sauerstoff. Lästige Nebenwirkung: Der Taucher verbraucht mehr Luft, seine Leistungsfähigkeit sinkt.
Schlecht? Sicher, aber nichts im Vergleich zu dem, was Alkohol anrichten kann.
Einen Kater haben wahrscheinlich die meisten Taucher schon einmal gehabt, die Folgen sind bekannt. Nahezu unbekannt ist jedoch, daß bei vielen Ertrinkungsfällen der Alkohol die Ursache war. Schon nach einem Bier sinkt die geistige Leistungsfähigkeit stark. Die Anfälligkeit für den Tiefenrausch steigt stark an, dafür reicht der Restalkohol von der Feier des Vortages. Wie Kaffee, bewirkt Alkohol eine Weitstellung der Blutgefäße, und daher steigt die Wärmeabgabe des Tauchers. Daß er außerdem die Urinproduktion anregt und so zum Flüssigkeitsmangel beiträgt, dürfte bekannt sein. Besonders fatal ist jedoch die Kombination aus einer alkoholgeschwängerten Nacht und dem Aufwach-Kaffee danach: Die Effekte von Alkohol und Koffein auf die Niere addieren sich nicht einfach, sie multiplizieren sich....

Haschisch und Marihuana sind verboten, aber in der Realität trotzdem relativ weit verbreitet: Eine Statistik sagt, daß immerhin 30 Prozent der 16- bis 35jährigen ihre spezielle Rauchererfahrungen haben. Wer das Gefühl des Schwebens beim Tauchen mit diesen Drogen zu steigern versucht, begeht möglicherweise Selbstmord: Halluzinationen und Trugbilder können beim Tauchen fatal enden, Euphorie und Selbstüberschätzung, aber auch Angstzustände können auftreten. Und das ist immer noch nicht alles: Die Wirkung auf das zentrale Nervensystem erhöht die Gefahr des Tiefenrausches, der Sauerstoffverbrauch steigt, ebenso der Wärmeverlust.

Aufputschmittel haben Nebenwerkungen wie Hochgefühle, Selbstüberschätzung und die Unterdrückung von Erschöpfung. Das alles kann beim Tauchen fatal enden, vor allem, da auch noch die Fähigkeit sinkt, rationale Entscheidungen zu treffen.
Das Gegenteil bewirken Beruhigungsmittel: Schläfrigkeit, Benommenheit und Apathie führen nicht nur im Notfall zur Katastrophe. Übrigens: Diese Mittel haben eine lange Verweildauer im Körper!